Artikel vom 23.01.2019

Zahl überschuldeter Haushalte steigt weiter: Dispo als Tür zur Schuldenfalle?



Kaum ist Weihnachten mit seinen zahlreichen Ausgaben Geschichte, frisst der Januar ein Loch ins Budget - Versicherungsbeiträge & Co. werden abgebucht. Geht dann noch Auto oder Kühlschrank kaputt, rutscht das Konto ins Minus. Also Dispo ausreizen - laut aktueller Meldung des Pressedienstes der Bundesregierung eine bequeme, aber kostspielige Lösung. Und oft der direkte Weg in die Überschuldung. Gibt es Alternativen?

Überschuldet: Wenn Einnahmen Ausgaben nicht mehr decken

Seit 2014 ist die Überschuldung privater Haushalte - trotz guter Wirtschaftslage - deutschlandweit zum fünften Mal in Folge gestiegen. Wer gilt als überschuldet? Verbraucher, die ihren Zahlungsverpflichtungen mit sehr großer Wahrscheinlichkeit über längere Zeiträume nicht nachkommen. Grund: Zu erwartende Einnahmen decken die Gesamtausgaben, insbesondere in Zeiten steigender Mieten, nicht. Der jährlich im Herbst erscheinende Schuldneratlas Deutschland der Creditreform weist für 2018 6,9 Millionen überschuldete Bürger über 18 Jahren aus - eine Überschuldungsquote von 10,04 Prozent und 19.000 mehr als noch 2017.

Jetzt häufiger: Fälle von "geringer Überschuldungsintensität"

Besonders interessant: Erstmalig seit 2006 ist dieser Anstieg darauf zurückzuführen, dass sich die Fälle so genannter "geringerer Überschuldungsintensität" häufen. Gemeint sind Zahlungsprobleme mit zwei oder mehr vergeblichen Mahnungen durch mehr als einen Gläubiger. Gerade diese Fälle stiegen 2018 merklich - um 106.000 auf 2,797 Millionen. Laut Schuldneratlas ist zukünftige Überschuldung "alt und weiblich". Während Männer im Bundesdurchschnitt mit 34.300 Euro in der Kreide stehen, sind es bei den Frauen 25.100 Euro, doch Tendenz steigend - darunter immer mehr Alleinerziehende. Gut 7,65 Prozent der Frauen über 18 gelten aktuell als überschuldet bzw. "nachhaltig zahlungsgestört"- plus 21.000 Fälle, verglichen mit 2017. Auch Altersüberschuldung gewinnt an Relevanz, so dass für 2018 über 263.000 Menschen ab 70 als überschuldet gelten können. Laut Creditreform stecken mehr als 4,13 Millionen Menschen in einer dauerhaften Überschuldungsspirale.

Dispo: Bequemlichkeit, die 8,5 Prozent oder mehr kostet

Ein direkter, weil zunächst bequemer Weg in die Überschuldung: Finanziellen Spielraum unbürokratisch per Dispo erweitern. Leider sind Dispokredite, verglichen mit den gerade derzeit niedrigen Zinsen bei Immobilien oder Ratenkrediten, deutlich zu teuer. Für 2017 stellte die Deutsche Bundesbank fest, dass private Verbraucher ihre Girokonten um 31,6 Milliarden Euro im Monatsdurchschnitt überzogen - und sich dies durchschnittlich 8,5 Prozent kosten ließen. Wird der Disporahmen ebenfalls überzogen, sind dann fällige Zinsen noch einmal empfindlich höher. Ein Verhalten, dass in die Kategorie geringere Überschuldungsintensität fällt: Hier muss Überschuldung kein Dauerzustand werden. Entsprechend lautet das alljährliche Januar-Mantra der Verbraucherzentralen: Dispo ja, aber nur ausnahmsweise und kurzfristig! Besser: Ein Notfallpolster von drei Monatsgehältern, am besten auf einem Tagesgeldkonto, ansparen - aber erst, nachdem die Schulden aus dem Dispo beglichen sind.

Kein Dispositionskredit ist alternativlos!

Wer bereit ist, ein wenig Zeit zu investieren, lässt sich zu günstigeren Kreditangeboten beraten. Ihr gutes Recht als Bankkunde: Dass Banken auf ihrer Internetpräsenz transparent über die Zinshöhe für Dispositionskredite informieren. Mehr noch: Überziehen Sie Ihr Konto auf Dauer erheblich (fortlaufend über sechs Monate zu durchschnittlich 75 Prozent des Rahmens) darf die Bank sich diese Zinsen nicht stillschweigend einstecken. Sondern ist in der Pflicht, Sie zu kostensenkenden Alternativen zu beraten - auch, wo geduldete Überziehung im Zeitraum von drei Monaten im Schnitt über der Hälfte dessen liegt, was monatlich auf dem Konto eingeht.

Schufa: Guter Score, gute Konditionen

Ist abzusehen, dass der Dispospielraum längerfristig benötigt wird - der Kredit also auf lange Sicht unbezahlbar wird, sollte auf Ratenkredit oder Rahmenkredit mit günstigerem Zins und monatlicher Tilgung umgeschuldet werden: Letzterer läuft getrennt vom Girokonto und muss nicht einmal bei der Hausbank in Anspruch genommen werden. Zumal Direktbanken mit schlankerem Verwaltungsapparat oft attraktivere Konditionen bieten! Leider geht Überschuldung oft mit schlechter Bonität und Schufa Hand in Hand: Zu welchen Konditionen Sie Kredit bekommen, bestimmt Ihr persönlicher Schufa-Score, konkret:

- Score ab 97,5 % sehr geringes Ausfallrisiko
- 95 % bis 97,5 % geringes bis überschaubares Ausfallrisiko
- 90 % bis 95 % zufriedenstellendes bis erhöhtes Ausfallrisiko
- 80 % bis 90 % deutlich erhöhtes bis hohes Ausfallrisiko
- 50 % bis 80 % sehr hohes Ausfallrisiko
- unter 50 % sehr kritisches Ausfallrisiko

Dabei treiben zu viele Kreditanfragen den Schufa-Score weiter in den Keller: Statt Darlehen offiziell anzufragen, sollten Sie sich ausdrücklich nur beraten lassen - denn dann wird der Schufa exakt nur dies gemeldet. Wie Ihr Score aussieht, verrät Ihnen eine kostenlose Schufa Selbstauskunft.

Schulfach Wirtschaft: Konsumentscheidungen bewusster treffen

Bereits überschuldet? Stecken Sie nicht den Kopf in den Sand: Eine Schuldner- bzw. Insolvenzberatungsstelle prüft die Forderungen Ihrer Gläubiger, verhandelt mit diesen und/oder stellt Sanierungspläne auf. Und hilft - das Allerwichtigste zuerst! - Existenz und Wohnung zu sichern. Weil Vorbeugen besser als heilen ist, kämpft auch besseres Wissen zu ökonomischen Zusammenhängen gegen potenzielle Überschuldung: Höchste Zeit für das neue Schulfach Wirtschaft, meint jetzt ein Beitrag der Badischen Zeitung. Auf dem Lehrplan: Wie funktionieren Finanzmärkte - und was bedeuten diese, wenn ich privat fürs Alter vorsorge oder ein Haus kaufe? Oder mein Girokonto überziehe ... All dies zu durchschauen, soll verhindern, dass ich unvorteilhafte Entscheidungen treffe - als (künftiger) Verbraucher, Geldanleger und Kreditnehmer. Um Konsumentscheidungen zu hinterfragen - und so private Überschuldung zu vermeiden.

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