Artikel vom 31.07.2024

Schlechter Schufa Score in der Selbstauskunft? Negative Einträge jetzt löschen



Schufa-Score unter 90 = miese Bonität? Galt bisher als verlässliche Auskunft zur Kreditwürdigkeit, aber könnte künftig nicht mehr datenschutzkonform sein. In Reaktion auf ein Urteil des EuGH wird die Politik die Reglementierung von Scores in Kürze in ein Gesetz gießen. Künftig soll ein Scorewert für die Bonitätseinschätzung nicht mehr genügen. Nicht zuletzt, weil dieser oft auf Basis falscher Daten berechnet wird. Weshalb es sich durchaus lohnt, seine Rechte auf Löschung durchzusetzen!

Welche Daten speisen den Schufa Score?

Die Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung (Schufa) speichert Daten zu nahezu jedem Verbraucher in Deutschland, wie Mitteilungen bzw. Informationen zu

- abweichendem Zahlungsverhalten (Zahlungsverzug etc.)
- titulierten Forderungen (erledigt, unerledigt)
- Kreditkartenkonten
- Girokonten
- personenbezogenen Daten wie Name, Geburtsdatum, (Vor-)Anschrift

Aufgabe der Schufa: Ihre Geschäftspartner - von Bank über Kreditkartenfirma bis Mobilfunkanbieter vor Zahlungsausfällen zu schützen. Schufa Scores sollen die Risikohöhe von Vertragsabschlüssen abschätzen helfen. Äquivalent zur Höhe soll ein Scorewert die Wahrscheinlichkeit abbilden, dass ein bestimmter Verbraucher zahlt. Wer nicht oder unpünktlich zahlt, riskiert negative Schufa-Einträge, die diesen Score senken - so wird es nichts mit Kredit-, Miet-, Handy- oder Kaufvertrag.

Was ändert sich durch das EuGH-Urteil?

Am 7.12.2023 entschied der Europäische Gerichtshof (EuGH): Dieses Scoring ist nicht datenschutzkonform - und auch nationale deutsche Sonderregeln für mehr Datenspeicherung dürfen den EU-Verbraucherschutz nicht aushebeln. Schluss mit der umfangreichen Heranziehung von Adressen, ethnischer Herkunft, Bankkonten-Informationen und Daten aus öffentlichen Verzeichnissen wie Insolvenzbekanntmachungen. Zudem Wirtschafts- und Mieterauskunfteien nun transparent machen sollen, welche konkreten Daten und Datenkategorien in den Score einfließen. Kurz, Artikel 22 Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) verbietet die automatisierte Berechnung auf Basis eines Datenpools, dessen Verwertung sich der Verbraucherkontrolle entzieht. Eine Bank verweigert den Kredit auf reiner Score-Basis? Nach EU-Recht künftig unzulässig.

Wie kommen falsche Negativeinträge zustande?

Was tun, bis auch die nationale Reform des Datenschutzgesetzes greift? Etwa, weil Sie ein Haus gekauft haben - und kalt erwischt wurden, da die Bank beim Anschlusskredit plötzlich nein sagt? Sind negative Einträge - aus Zahlungsausfällen, unbezahlten Forderungen & Co. - einmal in der Welt, entfalten sie über den Scorewert ihre Wirkung im Alltag. Zum Glück müssen Wirtschaftsauskunfteien wie die Schufa auch Negativeintrage nach spätestens drei Jahren löschen. Warum auf den Ablauf von Löschfristen warten oder dulden, dass Erledigtes widerrechtlich in Ihren Score einfließt? Werden Sie aktiv, wenn sich Negativeinträge zu Unrecht auswirken, z. B. weil

- Schulden längst bezahlt sind
- Ihr Gläubiger vergessen hat, zwei schriftliche Mahnungen Vierwochen-Abstand zu senden
- Ihr Gläubiger den Negativeintrag nicht angekündigt hat
- Sie Widerspruch gegen einen Mahnbescheid eingelegt haben

Sie können negative Schufa Einträge, die falsch, veraltet und unberechtigt sind, sofort löschen lassen, ohne dazu vor Gericht zu gehen. So hat die genannte EuGH-Entscheidung auch Verbraucher rechtlich bessergestellt, die eine Privatinsolvenz erfolgreich durchlaufen haben: Die Schufa darf das Merkmal der Restschuldbefreiung nur noch sechs Monate statt drei Jahre speichern.

Welche Löschfristen müssen Auskunfteien beachten?

Wann sind welche Einträge zu löschen?

- sofort: falsche oder veraltete Daten
- nach 6 Monaten: Einträge Restschuldbefreiung
- nach 12 Monaten: Kreditanfragen
- nach 3 Jahren: offene Rechnungen, erledigte Kreditforderungen
- zum Ende des 3. Kalenderjahres: unvertragsgemäß abgewickelte Geschäfte
- 3 Jahre nach Rückzahlung: titulierte Forderungen (Vollstreckungsbescheide etc.)
- nach 3 Jahren: Informationen amtlicher Schuldnerverzeichnisse; sofort bei vorzeitiger Löschung der Eintragung gem. § 915a Abs. 2 ZPO

Welche Daten die Schufa zu Ihnen gesammelt hat, können Sie ein- bis mehrmals jährlich im Rahmen einer kostenlosen Schufa Selbstauskunft, so genannter Datenkopie nach Art. 15 DSGVO gem. § 34 BDSG (Bundesdatenschutzgesetz), erfahren.

Wie Negativmerkmale und Falscheinträge löschen lassen?

Um negative Mermale bzw. Falscheinträge löschen zu lassen, haben Sie zwei Optionen. Sie können direkt den Gläubiger - wie Mobilfunkanbieter oder Inkassobüro - anschreiben, der Ihren Eintrag veranlasst hat. Allerdings ist nicht immer einfach herauszufinden, wer Ihren Negativeintrag wann an die Auskunftei übermittelt hat. Etwa dann, wenn Forderungen an einen weiteren Schufa-Vertragspartner abgetreten wurden. Alternativ machen Sie die Löschung der Daten direkt gegenüber der Schufa geltend. Für diesen Unterlassungsanspruch ist kein Verschulden der Schufa zwingend. Ist die Datenspeicherung datenschutzbezogen rechtswidrig, muss die Schufa Ihrer Forderung nach Löschung nachkommen.

Was, wenn die Schufa nicht löschen will?

Rechnen Sie damit, dass sich die Schufa zunächst querstellt. Negativmerkmale löschen zu lassen, weil sie störend sind, wird schwer. Schufa Argument: Schließlich haben Sie einst mit Ihrer Unterschrift unter die Schufaklausel der Übermittlung von Negativdaten zugestimmt, oder? Rechtens ist eine Datenübermittlung, wenn das Interesse der Allgemeinheit an Ihrer Zahlungsfähigkeit gegenüber Ihren privaten Belangen überwiegt. Keinesfalls rechtens ist die - immer wieder zu findende - Praxis von Firmen, Daten an die Schufa zu schicken oder mit Schufaeintrag zu drohen, um Sie unter Druck zu setzen. Nicht selten wertet die Schufa auch Mahnbescheide, denen nicht widersprochen wurde, als Beleg für Zahlungsunwilligkeit. Etwas, das sich im Nachhinein aber durchaus entkräften lässt.

Wie formulieren Sie Ihren Wunsch auf Löschung richtig?

Verweisen Sie in Ihrem Brief an die Schufa auf Ihre Selbstauskunft (Datenkopie) mit Datum, nennen Sie den kritisierten Eintrag mit Vertragspartner und erinnern Sie daran: Die Auskunftei ist nach Art. 16, 17 DSGVO verpflichtet, unrichtige Daten zu löschen. Setzen Sie eine Frist von zwei bis drei Wochen zur Löschung, bitten Sie um eine aktualisierte Selbstauskunft. Dann fügen Sie hinzu, dass Sie die Löschung andernfalls gerichtlich - ggf. per Eilantrag/Einstweiliger Verfügung durchsetzen werden. Gewusst? Nicht nur negatives, auch positives Zahlungsverhalten wird registriert - und kann Ihren Score wieder verbessern. Gerichtliche Entscheidungen zeigen, dass sich eine Überprüfung lohnt - werden Sie aktiv. Denn bis zur Reform des Bundesdatenschutzgesetzes kann es noch dauern: Am 15. Mai 2024 ging der Gesetzentwurf in seine erste Lesung, die zweite ist irgendwann nach der Sommerpause zu erwarten.

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