Artikel vom 22.02.2023

Weiße Weste Schuldenfreiheit: Fehlerhafte Schufa-Einträge löschen lassen!



Falsch, veraltet, nicht fristgerecht entfernt. Aktuell prüft der Bundesgerichtshof, wann Auskunfteien wie die Schufa Informationen löschen müssen. Zum Beispiel zu alten Schulden, die dem Neustart nach Privatinsolvenz im Wege stehen. Darüber hinaus gibt es weitere Anlässe, die Schufa zur Löschung von Daten aufzufordern. Was ist dabei zu beachten?

Schufa kennzeichnet Ex-Schuldner trotz Restschuldbefreiung

Jahre der Privatinsolvenz erfolgreich durchlaufen, endlich schuldenfrei! Die Restschulden wurden erlassen, sprich, die Restschuldbefreiung erteilt. Leider speichert die Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung, kurz Schufa, den Eintrag zur Verbrauchersolvenz anschließend noch drei Jahre lang. Dazu bedient sie sich der Daten aus amtlichen Insolvenzbekanntmachungen im Internet. Diese sind dort sechs Monate lang zu sehen, um sich dann den Augen der Öffentlichkeit zu entziehen. In der Schufa-Auskunft sind sie weiterhin sichtbar: So zögern Banken bei der Kreditvergabe, potenzielle Vermieter und sonstige Vertragspartner werden abgeschreckt. Nachdem sich ein Ex-Schuldner auf Löschung durch die Instanzen geklagt hatte, prüft nun der Bundesgerichtshof, wie lange die Schufa solche Informationen speichern darf.

Dreijährige Speicherung unverhältnismäßig?

Der Kläger ist mit seinem Anliegen nicht allein: Laut Wirtschaftsauskunftei CRIF wurden 2022 über 100.000 Verbraucherinsolvenzverfahren eröffnet. Wider Erwarten geht es dabei selten um exorbitante Beträge, sondern überwiegend um Schulden von unter 10.000 Euro. Und damit um Menschen, die sich aktiv bemühen, ihre Bonitätssituation zu verbessern. Die mögliche Unverhältnismäßigkeit dreijähriger Speicherung über die gesetzlichen sechs Monate hinaus wird überdeutlich, wenn man die Zahl der Privatinsolvenzen der Zahl der Überschuldeten gegenüberstellt. Der Schuldneratlas der Auskunftei Creditreform beziffert diese für das vergangene Jahre mit fast 5,9 Millionen. Und wieviele Betroffene mit Restschuldbefreiung hat die Schufa gespeichert? Im dritten Quartal 2022 über 302.000 Verbraucher - und nur in rund 41.000 Fällen waren die Datensätze jünger als sechs Monate. Verliert die Schufa vor dem Bundesgerichtshof, werden die übrigen 261.000 Einträge zu löschen sein.

Wie sind die derzeitigen Löschfristen?

Die Schufa hält dagegen: Eine Verkürzung der Speicherdauer benachteilige Verbraucher, die Forderungen verlässlich beglichen - weil Unternehmen die Bonität von Verbrauchern dann auf Grundlage zu geringer Informationen einschätzen müssten. Bei Zahlungsausfällen müssten alle anderen Kunden die Schäden mittragen, so die Schufa. Und beruft sich auf eigene Auswertungen, demnach bei Verbrauchern, die schon eine Insolvenz durchlaufen haben, das Risiko von Zahlungsstörungen besonders in den ersten drei Jahren nach Restschuldbefreiung erhöht ist. Aber - wie schnell müssen Schufadaten überhaupt gelöscht werden?

- sofort, wenn nachweislich falsch
- nach zwölf Monaten: Kreditanfragen, Informationsabfragen durch andere Unternehmen
- nach drei Jahren: Informationen über abbezahlte Kredite, beendete Mahnverfahren, Inkassoverfahren
- nach drei Jahren: (bislang noch) zu Insolvenz und Restschuldbefreiung

Was passiert während der Klärung, ob ein Eintrag tatsächlich fehlerhaft ist? Die Schufa ist verpflichtet, solche Einträge sofort zu sperren, so dass Vertragspartner wie Händler oder Geldinstitute keinen Zugriff mehr darauf haben.

Fehler rechtzeitig erkennen, Selbstauskunft prüfen

Zur Erläuterung: Die Schufa als privatwirtschaftliche Auskunftei speichert Verbraucherdaten und informiert seine Vertragspartner über die Bonität einzelner Bürger. Zu dieser Einschätzung bedient man sich eines Scorewertes von 0 bis 100. Richtig, dies ist nur ein Werturteil - und die Schufa keine Behörde, sondern eine Aktiengesellschaft. Aber Banken, Onlinehändler, Vermieter und Mobilfunkanbieter orientieren sich trotzdem daran. Ist der Schufa-Score zu niedrig, wird die Teilnahme am wirtschaftlichen Leben schwieriger. Weil in diesen so wichtigen Score oft veraltete Daten oder falsche Eintragungen einfließen, ist es unverzichtbar, Fehler frühzeitig zu erkennen - nicht erst, wenn der gewünschte Ratenvertrag plötzlich nicht zustandekommt. Es empfiehlt es sich, regelmäßig eine kostenlose Selbstauskunft über seine gespeicherten Daten anzufordern und auch seinen Basis-Score zu erfahren. Diese so genannte Datenkopie ist mindestens einmal jährlich möglich.

Die Schufa attestiert Ihnen eine schlechte Bonität?

Wehren Sie sich gegen falsche Schufa-Einträge. Weigert sich die Schufa, den betreffenden Eintrag zu berichtigen bzw. zu löschen, empfiehlt es sich ggf., anwaltlichen Rat einzuholen. Fachanwälte können rechtssicher einschätzen, wie berechtigt Ihr Löschungsanspruch ist, diesen gegenüber der Auskunftei durchsetzen helfen und so Ihre Bonitätseinstufung zu verbessern. Mehr noch: Wo Firmen der Schufa fehlerhafte Daten übermittelt haben, so dass Ihnen dadurch finanzielle Nachteile entstanden sind - wie etwa ein versagtes Darlehen - kann dies sogar einen Anspruch auf Schadensersatz gegen den Verursacher begründen. Wie kommt es überhaupt zu Fehleinträgen? Es passiert Vertragspartnern aller Art, vom Telefonanbieter bis zum Autohändler, der wegen nicht fristgerecht bedienter Raten verschnupft ist. Banken oder Unternehmen melden offene Rechnungen, die schon beglichen sind - weil sie ihre Pflicht versäumt haben, Änderungen wie bezahlte Forderungen der Schufa binnen eines Monats mitzuteilen.

Wer muss den Fehler-Nachweis führen? Sie selbst!

Manchmal passieren auch einfache Datenübertragungs- oder sogar Tippfehler, wenn Informationen den Besitzer wechseln. Oder die Schufa selbst verwechselt Namen und Anschriften - und ordnet so Schufa-Einträge falschen Verbrauchern zu. Aber es sind Sie, der nachweisen muss, dass Daten falsch sind bzw. unrechtmäßig gespeichert wurden. Dazu wenden Sie (oder Ihr Anwalt) sich an das für den Vermerk verantwortliche Unternehmen und erläutern im Detail und mit Nachweisen belegt, was an den monierten Daten falsch ist. Nicht vergess

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