Artikel vom 13.08.2024

Pleitewelle 2024: Die deutsche Wirtschaft steht still



Alarm! Aktuell hat die Zahl der Firmenpleiten die höchsten Werte seit zehn Jahren erreicht - mit knapp 30 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Konjunktur von Europas größter Volkswirtschaft liegt am Boden: Miserables Konsumklima und Inflation bremsen die Kauflust aus. Die Creditreform meldet: Wo der Umsatz fehlt, aber Zahlungsverpflichtungen weiterlaufen, bricht die Krise immer mehr Unternehmen das Genick.

Über 11.000 Firmen zahlungsunfähig

Allein von Januar bis Juni 2024 wurden über 11.000 Insolvenzen gemeldet, so Patrik-Ludwig Hantzsch, Chef für Wirtschaftsforschung bei der Creditreform, die dieses Jahr ihren 145. Geburtstag feiert. Von 162 europäischen Geschäftsstellen aus bewertet die Auskunftei auf Basis einer konkurrenzlos umfangreichen Wirtschafts- und Unternehmensdatenbank aktuelle Geschäftsrisiken, analysiert Marktpotenziale und unterstützt Firmen beim Eintreiben offener Forderungen. Ja, wenn es kommt, kommt's dicke: Die Rezession des Vorjahres wirkt nach, Krisen halten an. Im letzten Quartal 2023 schrumpfte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 0,5 Prozent. Unternehmen mühen sich vergeblich, ihren Zahlungsverpflichtungen nachzukommen.

Welche Branchen trifft es? Alle!

Creditreform Chefökonom Hantzsch schätzt die Auswirkungen einer Insolvenz derzeit als deutlich größer ein als etwa während der Weltfinanzkrise 2009. Gut 19 Milliarden Euro Forderungsausfälle verzeichnen Lieferanten und Kreditgeber, aber auch Sozialversicherungen - sechs Milliarden Euro mehr als im ersten Halbjahr 2023. Wen trifft es? Verstärkt große Unternehmen mit über 250 Mitarbeitern, die Fallzahl hat sich von 40 auf 80 verdoppelt. Große Namen wie Galeria Karstadt Kaufhof, FTI-Touristik, Peek & Cloppenburg oder Schuh-Filialist Reno lassen aufhorchen. Alle Branchen ächzen: Im Vergleich zu 2023 meldet der Handel gut 20 Prozent, das verarbeitende Gewerbe 21,5 Prozent und der Dienstleistungssektor einen Pleiteanstieg von fast 35 Prozent. Dahinter stehen über 51.000 Unternehmen der konsumnahen Dienstleistungen - wie Friseursalons. Die Baubranche ist mit 27,5 Prozent dabei: Ihr machen hohe Zinsen und gestiegene Baukosten zu schaffen, so der Berufsverband der Insolvenzverwalter und Sachwalter Deutschlands (VID). So schade der Trend zum Home-Office gewerblichen Immobilienprojekten.

Forschungsintensive Unternehmen stark betroffen

Doch das sind nur die offiziell sichtbaren Pleiten: Wie der Schließungsreport von Creditreform und Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) berichtet, sind 2023 mehr als 176.000 Unternehmen vom Markt verschwunden, aber nur elf Prozent davon als Folge von Insolvenz. Viele Industriebetriebe haben sich schlicht still verabschiedet. Die Wirkungsfaktoren sind Gift. Besonders Schließungen in der Industrie träfen die deutsche Volkswirtschaft im Kern, so Hantzsch von der Creditreform. Was leider - abgebildet durch einen Anstieg von 12,3 Prozent - besonders die forschungsintensiven Unternehmen trifft, weiß das ZEW. In Chemie- und Pharmaindustrie, Maschinenbau und technologieintensiven Dienstleistungen machten überdurchschnittlich viele Firmen dicht. Gibt es auch Ausnahmen? Durchaus - in Möbelherstellung oder bei Spielwaren und Sportgeräten sinken die Schließungszahlen tatsächlich.

Creditreform: Seit 1879 am Puls der Konjunktur

Die Creditreform feiert sich selbst: Vor 145 Jahren setzten aufkommende Telegraphie und Telefon den kommunikativen Spatenstich. Ab sofort konnten sich Akteure handelseinig werden, ohne sich persönlich zu kennen. Doch wie da Kredite absichern? Im März 1879 gründeten 25 Gewerbetreibende und Handwerker den Verein Barzahlung Mainz, kurz darauf "Creditreform zum Schutze gegen schädliches Creditgeben, Bonitätsauskünfte und Inkasso" genannt. 1972 formierten sich 18 Kreditschutzorganisationen 14 europäischer Länder zur Föderation Europäischer Creditschutzorganisationen (FECRO) - heute FEBIS" (Federation of Business Information Service). 2018 ging man mit dem Kundenportal Meine Creditreform online - von Risikobewertung über Geschäftspartner-Monitorung bis Inkasso.

Marktstellung verbessern: Selbstauskunft als Visitenkarte

Jedes Jahr werden deutschlandweit Kreditverträge von 1,34 Billionen Euro an Unternehmen vergeben. Bonität ist essentiell, was Finanzen und Geschäfte angeht. Das Creditreform Geschäftsmodell: Firmen mit Informationen zur Bewertung der eigenen Kreditwürdigkeit auszurüsten. Unter einem Abomodell lassen sich die im Creditreform-Pool gespeicherten Firmendaten einsehen, auf ein 365-Tage-Monitoring zugreifen - und per Selbstauskunft checken, wie die Auskunftei die Zahlungskräftigkeit der Firma beurteilt. Verschlechtert sich der Bonitätsindex, etwa durch Branchenrisiken, oder sind Negativeinträge hinterlegt, gibt Creditreform Tipps zur Optimierung des Bonitätswertes. Das Ziel: Wer seine Bonitätsbewertung kennt, weiß, was die Grundlage für die Einschätzung des Ausfallrisikos bildet. Eine Creditreform Selbstauskunft - Datenkopie nach DSGVO Art. 15 genannt - kann einmal im Jahr kostenfrei beantragt werden.

ZEW: Öffentliche Diskussion zum Firmensterben fehlt!

Kreditversicherer wissen: Zahlt der Kunde nicht, geht das zulasten der eigenen Stabilität und Liquidität. Bleiben gleichzeitig neue Aufträge aus, bilden Konjunkturflaute, Inflation und hohe Energie-, unterbrochene Lieferketten, Material- und Investitionskosten einen toxischen Mix für die deutsche Wirtschaft; Fachkräftmangel, die Rückzahlung von Corona-Hilfen trotz steigender Zinsen und politische Unsicherheit tun ihr Übriges. Beim ZEW versteht man die fehlende öffentliche Diskussion zum leisen Sterben vieler kleinerer Betriebe und hochspezialisierter Unternehmungen nicht, denn diese sei folgenschwer. Zumal auch die Zahl jüngerer Unternehmen in der Insolvenz steigt - knapp ein Viertel der Pleiten trifft Betriebe, die höchstens vier Jahre am Markt waren.

Was bringt die Zukunft?

Was tun? Maßnahmen, die derzeit ergriffen werden, schaden der Wettbewerbsfähigkeit langfristig eher - wie das Streichen von Stellen oder Investitionen auf die lange Bank zu schieben. Die Creditreform senkt den Daumen: Keine Entwarnung in Sicht. Im Gegenteil: Bei der Wirtschaftsauskunftei rechnet man damit, dass die Zahl an Unternehmenspleiten bis Jahresende noch weiter steigt - der Zinswende der Europäischen Zentralbank zum Trotz. Fazit: Wir müssen dringend investieren!

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